QUIVIVE vom 02.02.2005: Mobilfunk

QUIVIVE vom 02.02.2005
Mobilfunk


Ob zu Hause oder unterwegs: Man telefoniert mobil. Doch inzwischen mehren sich die Hinweise, dass Funktelefone unserer Gesundheit schaden. Die Strahlen können das Erbgut schädigen und Krebs begünstigen.

Elektrosmog - hierzulande kann ihm praktisch keiner mehr entgehen. Die niederfrequenten Felder an Stromleitungen oder Hochspannungsmasten kennt man schon seit Jahrzehnten. Neuer sind die hochfrequenten Ströme, die von Handys und den Mobilfunksendeanlagen ausgehen. Inzwischen gibt es in Deutschland pro Haushalt mehr Handys als Festnetzanschlüsse. Weltweit telefonieren 1,6 Milliarden Menschen mit dem Handy.
Das Handy sendet und empfängt gepulste Funksignale. Dabei entstehen elektromagnetische Felder, die einige Zentimeter tief in das Körpergewebe eindringen. Diese Felder führen zu einer zwar geringgradigen, jedoch messbaren Erwärmung.
Trotz vieler Studien fehlen bisher eindeutige Aussagen dazu, welche Gefährdung tatsächlich von Elektrosmog ausgeht. Ein möglicher Grund: In Studien-Aufbau und Ergebnisse fließen eventuell die Interessen der jeweiligen Auftraggeber mit ein. Darüber hinaus werden manche krankhaften Effekte, wie z.B. Tumorwachstum, erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten erwartet. Viele Versuche weisen auch Messwertveränderungen nach, ohne dass man bislang weiß, welche Konsequenzen sich daraus ergeben könnten. So soll die Strahlung auf das Gehirn unter anderem den Melatonin-Spiegel vermindern. Mit sinkendem Melatonin-Spiegel könnte das Risiko einer Krebserkrankung steigen oder sich die Immunabwehr verschlechtern. In einer Studie der Berliner Charité hat man Zellen einer Strahlung ausgesetzt, wie sie beim Mobilfunk entsteht. Dabei hat man nun Veränderungen der DNA, d.h. der Erbsubstanz nachgewiesen. Allerdings gab es keinen Dosis-Wirkung-Zusammenhang, d.h. mehr Strahlung führte in den Versuchen nicht zu vermehrten Schäden. Auch zeigten die Untersuchungen keinen Zusammenhang zwischen Handystrahlung und der Entstehung von Krebs.
Eine andere Forschergruppe aus Wien fand in der so genannten REFLEX-Studie ebenfalls Chromosomenschäden an Zellen, die Handy-Strahlung ausgesetzt wurden.
Bislang wurden krankhafte Auswirkungen der Strahlung nur in Zellkulturen dokumentiert. Doch nach Ansicht mancher Forscher lassen sich die Ergebnisse möglicherweise auf Menschen übertragen. Weitere Studien müssen jedoch noch dazu erfolgen. Noch immer weiß man zu wenig darüber, was die Messergebnisse wirklich bedeuten.
Trotzdem: Besser ist es, auf "Nummer Sicher" zu gehen. So sollte man wissen, dass nicht alle Handys gleich stark strahlen. Als Messgröße für die Strahlung dient der SAR-Wert: Sie gibt an, wie viel Energie vom Körper aufgenommen wird: Je niedriger der
SAR-Wert, desto besser. Er sollte nicht über 0,6Watt/kg liegen. Die SAR-Werte erhält man u.a. über das Bundesamt für Strahlenschutz (s.u). Seit 2002 gibt es den blauen Umweltengel für strahlungsarme Handys. Bislang wird er jedoch von den Herstellern nicht genutzt. Bedenklich ist in jedem Fall das dauerhafte Einwirken der Ströme, deshalb sollte man auch im Umgang mit seinem Handy für niedrigere Strahlung sorgen: Ist ein Festnetztelefon verfügbar, sollte man besser damit telefonieren als mit dem Handy. Wenn man mit dem Handy telefoniert, dann so kurz wie möglich. Ist der Empfang schlecht, sollte das Gespräch besonders kurz gehalten werden: Schlechter Empfang bedeutet, dass das Handy mehr Leistung braucht, um die Verbindung herzustellen. Auch im Auto ist der Empfang oft schlecht. Abhilfe kann da eine Außenantenne schaffen. In einigen Zügen der Deutschen Bahn gibt es Wagen mit verbessertem Empfang. In diesen Abteilen brauchen Handys ebenfalls weniger Leistung beim Telefonieren. Für Viel-Telefonierer empfiehlt sich ein Head-Set. Die Antenne ist dabei weiter vom Ohr und damit vom Kopf entfernt. Auch sollte man das Handy erst nach dem Aufbau der Verbindung ans Ohr halten, denn beim Verbindungsaufbau sendet das Handy mit Maximalleistung. Vorsicht im Umgang mit Handys gilt besonders für Kinder und Jugendliche, denn ihr Nerven- und Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgebildet. Auch die Schädelknochen sind dünner als bei Erwachsenen. Daher dringen die Strahlen bis zu 9 Zentimeter in das Gehirn ein.
Schätzungsweise 4000 Mobilfunksendeanlagen stehen auf den Dächern von Berlin. In Deutschland dürfen die Sendeanlagen bis zu einer Feldstärke von 10 Watt/qm strahlen. In anderen Ländern liegen diese Grenzwerte wesentlich niedriger. Im Vergleich zu Handys strahlen die Sendeanlagen wesentlich weniger stark. Deshalb werden Befindlichkeitsstörungen oder Schlafprobleme eher vom Handy am Ohr, als von der Mobilfunksendeanlage auf dem Hausdach verursacht. Trotzdem: Wer in unmittelbarer Nähe einer solchen Anlage wohnt, ist meist verunsichert. Nach Aussagen von Forschern, die sich mit den Auswirkungen von Elektrosmog beschäftigen, sollte man unklare Beschwerden durchaus ernst nehmen und elektromagnetische Felder nachmessen lassen. Von teuren Anschaffungen, die die Strahlung abfangen sollen, wird jedoch abgeraten.
Was viele nicht wissen: Gepulste Strahlung gibt es auch bei schnurlosen Telefonen. Die älteren Modelle - der CT1-Standard - strahlen nur bei Gebrauch. Bei den DECT-Modellen strahlt die Basisstation auch, wenn nicht telefoniert wird. Insgesamt liegen die Strahlungswerte weit unter denen der Handys, trotzdem wird auch hier zur Vorsicht geraten. Die Telefone sollten z.B. nicht am Bett stehen, also nicht dort, wo man sich längere Zeit aufhält. Noch sind CT1-Modelle erhältlich, die nicht mit gepulster Strahlung senden, doch nach dem Willen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation nur noch begrenzt. Neue Modelle werden nicht mehr zugelassen, schon genehmigte dürfen noch bis Ende 2008 verkauft und benutzt werden. Danach muss man auf ein anderes Telefon umsteigen.
Wo immer es möglich ist, z.B. am Arbeitsplatz, sollte man vielleicht doch zum guten alten Telefon mit Schnur zurückkehren. Das Fazit: Nutzen kann man die neuen Techniken, jedoch mit entsprechender Sorgfalt.

Quelle:
http://www.rbb-online.de/_/fernsehen/magazine/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_1986065.html
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