Rätselhaftes Brummen treibt Menschen zur Verzweiflung
Rätselhaftes Brummen treibt Menschen zur Verzweiflung
Aachen/Stuttgart (dpa) - Frans Frankort hört seit rund fünf Monaten ein Brummen - Tag und Nacht. In seiner Not packt der Mann nachts manchmal seinen Computer, stellt ihn unters Bett und schaltet ihn an. Dieses Geräusch überdeckt den Brummton. "Für mich ist das eine Linderung", sagt der genervte Mann aus der niederländischen Grenz-Gemeinde Bocholtz bei Aachen. Vor einiger Zeit fragte er sich, ob er denn der einzige ist, der das Brummen hört.
Im Dezember wandte er sich an eine Zeitung und schilderte sein Problem. Als der Bericht erschien, konnte er sich vor Anrufen kaum retten: Hunderte von Menschen aus der Region Südlimburg riefen bei der Zeitung und bei ihm an. Sie alle hörten es, dieses unerklärliche tiefe Brummen, das ihnen den Schlaf raubt und sie nervös macht. Das Gesundheitsamt Geleen ist eingeschaltet und will der Ursache systematisch auf den Grund gehen.
Doch das ist nicht so einfach. Nicht jeder Mensch hört dieses Geräusch. Frankorts Nachbarin hört es, seine Frau hört es nicht. "Es ist, als würde ein stehender Lastwagen seinen Motor laufen lassen", beschreibt er das Brummen, das ihn mürbe macht. Frankort ist Akustik- Ingenieur. Er geht davon aus, dass die Frequenz so tief ist, dass nicht jeder sie hören kann. Mögliche Schallquellen könnten nach Expertenansicht industrielle Lüfter oder ein Windpark an der Grenze bei Aachen sein.
Dass die Ursachenforschung viel komplizierter ist, diese Erfahrung haben Menschen in Baden-Württemberg machen müssen. Dort treibt ein rätselhafter Brummton Betroffene seit mehr als vier Jahren zur Verzweiflung. Die Landesregierung hatte 2001 mit einer groß angelegten Messaktion versucht, dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig waren Betroffene an der Universitätsklinik in Tübingen untersucht worden. Die Ursache wurde nicht gefunden; die Menschen leiden weiter.
"Vor allem die Frauen gehen daran kaputt", sagt der Sprecher der Interessengemeinschaft zur Aufklärung des Brummtons (IGZA/Stuttgart), Matthias Mayer. Der Verein hat sich 2001 gegründet, um die Interessen der Betroffenen zu vertreten. Inzwischen haben sich 1500 Betroffene aus dem ganzen Bundesgebiet bei dem Verein gemeldet. "Das ist kein lokales Problem", meint Mayer. Brummton-Phänomene seien in den USA, in Slowenien und jetzt auch in den Niederlanden bekannt.
Der Verein vermutet, dass elektrische und elektromagnetische Strahlung etwa aus Radar oder Mobilfunk im Ohr eine Fehlschaltung auslösen. "Wir brauchen Wissenschaftler, die daran arbeiten", fordert Mayer. Ansonsten bleibt es nur eine Vermutung. Und die helfe nicht weiter.
Fachleute im niederländischen Gesundheitsamt Geleen nehmen Frankort und die anderen Brummton-Hörer ernst. Dass Geräusche mit tiefen Frequenzen beim Menschen Beschwerden auslösen können, sei bekannt, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin des Amtes, Paola Esser: "Aber in der Öffentlichkeit war es bisher kaum ein Thema." 300 Betroffene aus Südlimburg haben sich bisher gemeldet und wurden systematisch erfasst. Mit Hilfe von Fragebögen und in Interviews wollen die Umweltmediziner die Geräuschquelle eingrenzen. "Unser Ziel ist es, die Ursache zu erfassen", sagt Esser.
23.02.2005, Thomas Stollberger
Quelle:
http://omega.twoday.net/stories/538161
Aachen/Stuttgart (dpa) - Frans Frankort hört seit rund fünf Monaten ein Brummen - Tag und Nacht. In seiner Not packt der Mann nachts manchmal seinen Computer, stellt ihn unters Bett und schaltet ihn an. Dieses Geräusch überdeckt den Brummton. "Für mich ist das eine Linderung", sagt der genervte Mann aus der niederländischen Grenz-Gemeinde Bocholtz bei Aachen. Vor einiger Zeit fragte er sich, ob er denn der einzige ist, der das Brummen hört.
Im Dezember wandte er sich an eine Zeitung und schilderte sein Problem. Als der Bericht erschien, konnte er sich vor Anrufen kaum retten: Hunderte von Menschen aus der Region Südlimburg riefen bei der Zeitung und bei ihm an. Sie alle hörten es, dieses unerklärliche tiefe Brummen, das ihnen den Schlaf raubt und sie nervös macht. Das Gesundheitsamt Geleen ist eingeschaltet und will der Ursache systematisch auf den Grund gehen.
Doch das ist nicht so einfach. Nicht jeder Mensch hört dieses Geräusch. Frankorts Nachbarin hört es, seine Frau hört es nicht. "Es ist, als würde ein stehender Lastwagen seinen Motor laufen lassen", beschreibt er das Brummen, das ihn mürbe macht. Frankort ist Akustik- Ingenieur. Er geht davon aus, dass die Frequenz so tief ist, dass nicht jeder sie hören kann. Mögliche Schallquellen könnten nach Expertenansicht industrielle Lüfter oder ein Windpark an der Grenze bei Aachen sein.
Dass die Ursachenforschung viel komplizierter ist, diese Erfahrung haben Menschen in Baden-Württemberg machen müssen. Dort treibt ein rätselhafter Brummton Betroffene seit mehr als vier Jahren zur Verzweiflung. Die Landesregierung hatte 2001 mit einer groß angelegten Messaktion versucht, dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Gleichzeitig waren Betroffene an der Universitätsklinik in Tübingen untersucht worden. Die Ursache wurde nicht gefunden; die Menschen leiden weiter.
"Vor allem die Frauen gehen daran kaputt", sagt der Sprecher der Interessengemeinschaft zur Aufklärung des Brummtons (IGZA/Stuttgart), Matthias Mayer. Der Verein hat sich 2001 gegründet, um die Interessen der Betroffenen zu vertreten. Inzwischen haben sich 1500 Betroffene aus dem ganzen Bundesgebiet bei dem Verein gemeldet. "Das ist kein lokales Problem", meint Mayer. Brummton-Phänomene seien in den USA, in Slowenien und jetzt auch in den Niederlanden bekannt.
Der Verein vermutet, dass elektrische und elektromagnetische Strahlung etwa aus Radar oder Mobilfunk im Ohr eine Fehlschaltung auslösen. "Wir brauchen Wissenschaftler, die daran arbeiten", fordert Mayer. Ansonsten bleibt es nur eine Vermutung. Und die helfe nicht weiter.
Fachleute im niederländischen Gesundheitsamt Geleen nehmen Frankort und die anderen Brummton-Hörer ernst. Dass Geräusche mit tiefen Frequenzen beim Menschen Beschwerden auslösen können, sei bekannt, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin des Amtes, Paola Esser: "Aber in der Öffentlichkeit war es bisher kaum ein Thema." 300 Betroffene aus Südlimburg haben sich bisher gemeldet und wurden systematisch erfasst. Mit Hilfe von Fragebögen und in Interviews wollen die Umweltmediziner die Geräuschquelle eingrenzen. "Unser Ziel ist es, die Ursache zu erfassen", sagt Esser.
23.02.2005, Thomas Stollberger
Quelle:
http://omega.twoday.net/stories/538161
Gobsch - 25. Feb, 12:16