Freitag, 29. April 2005

Offener Brief an den Bundeskanzler

Beate Stemmler, Lepsiusstraße 4, 06618 Naumburg/Saale, am 16. April 2005

Mitglied der Bürgerinitiative G.U.T. für gesundheits- und umweltverträgliche
Telekommunikation Naumburg/Saale


O F F E N E R M O B I L F U N K – B R I E F

an Bundeskanzler Gerhard Schröder


Herrn Bundeskanzler
Gerhard Schröder
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Str.1
10557 Berlin

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

dieser Brief ist ein Notruf aus meiner Lebenssituation unter der
Zwangsbestrahlung durch derzeitig angewendete Mobilfunktechnik.

Ich bin 56 Jahre alt. Ich bin es gewohnt, eigenverantwortlich mit meinem
Leben umzugehen. Aufgrund der Regierungsentscheidung, Frequenzen im
Mikrowellenbereich an Betreiber von Mobilfunkantennen für flächendeckende
Handynutzung zu verkaufen, werde ich derzeit in meinem Bemühen um meine
Gesundheit massiv gestört. Diese Frequenzen sind längst durch die Schöpfung
an Menschen und Tiere vergeben, um die lebensnotwendige interzelluläre
Kommunikation der Organismen zu gewährleisten. Sie stehen keinem Markt zur
Verfügung. Keine Regierung hat das ethische Recht, den Schlaf, den
Herzrhythmus, die Konzentrationsfähigkeit, die seelische Balance, den
Blutdruck, die Lebensfreude und Schaffenskraft, letztendlich das Wohl und
die Gesundheit des Volkes zu verkaufen, auch nicht für 50 Mrd. Euro.

Am 25. September 2003 erlebte ich in unserer Wohnung gegen 22.00
Uhr körperliche Sensationen in Form von rhythmischen Gehirnkrämpfen mit
nachfolgenden heftigen Herzschmerzen, die ich in keiner Weise einzuordnen
wusste. Noch Tage später lief ich benommen umher. Ich geriet nicht in Panik,
weil ich bisher weder mit meinem Kopf noch mit meinem Herzen irgendwelche
Probleme hatte. Vier Tage nach dieser Attacke sah ich eine neu installierte
Mobilfunkantenne in unmittelbarer Nachbarschaft 120 m entfernt von unserer
Wohnung (in der zweiten Etage) auf gleicher Höhe ohne abschirmende Faktoren
wie Häuser oder Bäume dazwischen. Der Betrieb dieser Antenne war laut
amtlicher Auskunft ab 25.September 2003 möglich. Nach einigen weiteren Tagen
stellten sich bei mir innerhalb dieser Wohnung anhaltende Kopfschmerzen,
heftiges Herzklopfen, erhöhter Blutdruck, eingeschränktes
Konzentrationsvermögen, Niedergeschlagenheit und ein hohes
Bewegungsbedürfnis ein. Im Schlafzimmer ist seither das Ein- und
Durchschlafen durch ein von mir nicht beeinflussbares Vibrieren des
Nervensystems gestört. Später wurden Veränderungen an der Harnblase spürbar;
Ohrgeräusche, Gelenkbeschwerden und gehäufte Entzündungen der
Mundschleimhaut, ungewöhnliche Hitzewellen und Schweißausbrüche zu
bestimmten Uhrzeiten kamen dazu. Außerhalb der Wohnung vergehen manche
Beschwerden nach 15 Minuten, andere erst nach Tagen. Nach und nach fand ich
heraus, dass sechs weitere Antennen mit ihrer Sendeleistung unsere Wohnung
erreichen. Der Amtsarzt riet nach einer Messung von 0,43 V/m vorsorglich zum
Wohnungswechsel. Inzwischen haben wir in manchen Räumen 0,86 V/m. Der
deutsche Grenzwert ist für die mobilfunkrelevanten Frequenzen für das
elektrische Feld frequenzabhängig auf 27,5 - 61,5 V/m festgelegt
(Quelle:Ecolog-Institut Hannover). Doch wohin umziehen? Wann und wo wird der
nächste Mobilfunkmast errichtet? Immer mehr Nachbarn benutzen schnurlose
Telefone nach DECT-Standard und verstärken ahnungslos die Strahlenbelastung.
So sind wir zu Flüchtlingen in unserer eigenen Wohnung geworden. Ich
verkrieche mich in wenigen relativ strahlungsarmen Winkeln der Wohnung. Ein
Faradayscher Käfig aus teurem Abschirmmaterial für ein halbes Zimmer soll
mir helfen, wieder konzentriert zu arbeiten. Nachts schlafe ich unter Stroh.
Die Teilnahme am öffentlichen Leben in Kinos, Restaurants, Versammlungen,
Bussen und Zügen wird je nach Menge der passiven und aktiven Handynutzung
zur Qual.

Viele Menschen bringen ihre seltsamen Symptome mit beruflichem
oder familiärem Stress, ihrer Arbeitslosigkeit oder ihrem Altern in
Verbindung. Ärzte sind meistens ratlos und uninformiert. Wenn sich bekannte
Symptome nicht in bewährter Weise behandeln lassen, erfolgt in der Regel
eine Überweisung zur psychotherapeutischen Behandlung. Doch solange Ärzte
und Therapeuten diese außerordentliche Belastung durch Mobilfunkstrahlung
mittels Antennenmasten, Handys, DECT-Schnurlostelefonen und funkgesteuerten
Computern nicht zu einem festen Bestandteil ihrer Anamneseerhebung machen,
laufen sie unter Umständen Gefahr, ins Leere zu arbeiten. Damit
diskreditiert sich ihre kostbare, lebensnotwendige Arbeit.

Zahlreiche Fragen stellen sich bei näherer Beschäftigung mit diesem Thema:

- Bei wie vielen der 16 Mill. Bluthochdruckpatienten in Deutschland (Quelle:
„Natur und Medizin“ 3/2004, Mitgliederbrief der „Karl und Veronika Carstens
Stiftung“) gibt es einen Zusammenhang mit Mobilfunkbelastung?

- Wer zahlt die Behandlungskosten bei gesundheitlichen Schäden durch Mo-
bilfunkstrahlung?

- Wer zahlt die entstehenden Kosten für eine effektive Abschirmung?

- Mit welchem Recht können Arbeitgeber von ArbeitnehmerInnen das Tragen und
Benutzen von Handys am Körper verlangen?

- Mobilfunktechnik kann andere sensible Technik empfindlich stören. Gibt es
etwas Empfindsameres als den Organismus von Mensch und Tier?

- Aus welchem Grund unterbleibt die Information und Beteiligung der
Bevölkerung bei der Errichtung von Sendemasten?

- Weshalb werden Menschen mit Herzschrittmachern zu ihrem Schutz nicht vor
der Installation einer Mobilfunkantenne gewarnt?

- Wie erfolgreich ist das Bundesamt für Strahlenschutz bei der Überprüfung
der Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber, Schulen, Kindergärten,
Seniorenheime und Krankenhäuser mit der unmittelbaren Nähe von
Mobilfunkantennen zu verschonen?

- Das Bundesamt für Strahlenschutz hat vor Handy- und
Schnurlos-DECT-Telefonnutzung gewarnt. Diese Warnung wurde kaum gehört; war
sie zu leise gesprochen?

- Die UnterzeichnerInnen des Freiburger Appells (www.freiburgerappell.de )
sehen einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Hyperaktivität bei Kindern
und der rasant gestiegenen Nutzung der Mobilfunktechnik. Diese Kinder stehen
unter großer innerer Spannung, aus der sie sich von selbst nur mit Zappeln
vorübergehend befreien können. Wer hilft ihnen, ohne ihnen fragwürdige ruhig
stellende Mittel zu verabreichen?

- Wie können sich Kinder und Jugendliche unter Strahlenbelastung, auch
bedingt durch das eigene Handy, zu Hause und in der Schule konzentrieren?
Pisa lässt grüßen.

- Wie können Busfahrer und Piloten die Beeinflussung ihres Nervensystems
durch erlaubte Handynutzung der Reisenden verhindern und „nicht aufklärbare“
Unfälle vermeiden? Beim Aufbau eines Handygesprächs wird der zulässige
Grenzwert erheblich überschritten.

- Die Tiere Südostasiens konnten sich mit ihrem Frühwarnsystem vor der
Flutkatastrophe retten. Bei uns verschwinden scharenweise Vögel, die
Stammgäste waren, und sich nur noch äußerst selten kurzfristig einstellen,
vermutlich im Zusammenhang mit heruntergefahrener Antennen-Sendeleistung.
Wie wäre es, von ihnen zu lernen?


Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

ich gehe davon aus, dass Ihre Regierung zum Zeitpunkt des
Verkaufs der Sendelizenzen nichts von den gravierenden Auswirkungen auf die
Gesundheit der deutschen Bevölkerung ahnte. Bitte machen Sie umgehend das
Thema Mobilfunk und Gesundheit zur Chefsache. Die laufende Regierungsstudie
zu dieser Problematik dauert zu lange und ist abhängig von Geldern der
Mobilfunkbetreiber. Viele Menschen könnten inzwischen an der Strahlenlast
zerbrechen. Die Reflex-Studie, bezahlt mit EU-Geldern, hat Brüche in der
DNA-Struktur der Zellen und Genmutationen unter elektromagnetischen
Schwingungen, vergleichbar denen eines Mobilfunk-Telefons, nachgewiesen
(Quelle: Frankfurter Rundschau vom 13.7.2005).

- Wichtig ist eine Überprüfung des unverantwortlich hohen Grenzwerts
unter Einbeziehung der gepulsten Sendeleistung.

- Wichtig und möglich ist es, die Sendeleistung drastisch zu
reduzieren.

- Wichtig ist die Schaffung handy- bzw. mobilfunkfreier Lern-,
Arbeits- und Lebensräume, analog dem Nichtrauchersystem.

- Wichtig ist die Förderung und Umsetzung innovativer gesundheits-
und umweltverträglicher Kommunikationstechnik. Mit vorhandenen Ideen könnte
Deutschland eine avantgardistische Rolle übernehmen.

Ich erhoffe mir eine Antwort auf diesen Brief. Jedoch benötige
ich keine beschwichtigende Reaktion. Es ist höchste Zeit zum Handeln. Ich
wünsche mir, dass es allen Menschen in unserem Land bald vergönnt ist, eine
Kommunikationstechnik zu nutzen, mit der die Unantastbarkeit der Wohnung und
des körpereigenen Kommunikationssystems gewahrt bleibt. Ich möchte morgens
aufwachen und spüren, dass ein böser Spuk vorbei ist und ich mit meinem
Herzschlag, meinem Blutdruck, meiner Lebenskraft in den Tag gehen und auch
die Vögel wieder begrüßen kann.

Mit besten Wünschen für Ihr hohes und verantwortungsvolles Amt grüße ich Sie
voller Hoffnung

Beate Stemmler, Dipl.-Theologin, Psychologische Ehe-, Familien- und
Lebensberaterin, Feldenkrais-Lehrerin, SPD-Mitglied
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